Hilfe für den spätmittelalterlichen Altar der Stadtkirche Ruhland

Viel konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten für die Erhaltung und Instand-setzung unserer brandenburgischen Dorfkirchen erreicht werden: Marode Dachstühle wurden repariert und Kirchen-dächer neu gedeckt, Fundamente trocken-gelegt, Fachwerkkonstruktionen instand-gesetzt und Außenmauern neu verputzt. Oftmals jedoch reichten die vorhandenen Mittel nicht aus, auch das wertvolle Inventar zu sichern und zu restaurieren.

Im Rahmen unserer alljährlichen Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“ möchten wir Sie um Ihre Unterstützung für die Restaurierung der wertvollen Fragmente eines ehemaligen Altaraufsatzes aus der Stadtpfarrkirche in Ruhland in der Niederlausitz bitten.

Die Mitte des Städtchens Ruhland in der Niederlausitz wird wesentlich durch den Kirchenbau mit seinem breiten Turm geprägt. Mehrmals in der Vergangenheit wurde die Stadtpfarrkirche ein Opfer von Bränden. Nach dem letzten großen Stadtbrand im Jahre 1768, der den wohl im 15. Jahrhundert entstandenen Vorgängerbau weitgehend zerstörte, erfolgte schon bald der Wiederaufbau. Heute zeigt sich die Kirche so, wie sie 1772 neu errichtet wurde. Der schlichte Saal ist im Inneren durch zweigeschossige Emporenreihen an der Nord- und Südseite und den Kanzelaltar im Osten geprägt. Außer dieser einheitlichen spätbarocken Ausstattung haben sich noch die höchst interessanten Teile eines ehemaligen Altaraufsatzes erhalten.

Vom ursprünglichen Standort dieses Altaraufsatzes ist nur bekannt, dass er aus der Begräbniskirche in Ruhland in die Stadtpfarrkirche gelangte. Seit wann er sich in der Begräbniskirche befand, bzw. wo er sich vor dem befand, ist leider nicht bekannt; die heutige Begräbniskirche ist ein Bau des 19. Jahrhunderts und von deren Vorgängerbau fehlt jede Information. An den Fragmenten des ehemaligen Altaraufsatzes lassen sich aber noch die ursprüngliche Form und die Entstehungszeit der Einzelteile recht gut bestimmen. Erhalten haben sich der Mittelschrein eines Schnitzaltars mit drei Schnitzfiguren und ein Schnitzrelief mit der Darstellung des Marientodes, die etwa um 1510 als Teile eines spätgotischen Retabels entstanden sein dürften. Um oder kurz nach 1600, also in nachreformatorischer Zeit, sind diese Teile umgearbeitet, ergänzt und neu zusammengestellt worden. Die spätgotischen Schnitzereien lassen sich aufgrund stilistischer Merkmale einer in der südlichen Niederlausitz am Anfang des 16. Jahrhunderts mehrfach nachweisbaren Bildhauerwerkstatt zuweisen. Die besondere Bedeutung der in Ruhland überkommenen Fragmente liegt aber nicht allein in den spätgotischen Schnitzfiguren, deren künstlerischer Ausführung sowie äußerst interessanten Ikonographie, sondern zugleich auch in der Tatsache der später erfolgten Umarbeitungen bzw. Ergänzungen. Die durch Blattgold und aufwändige Vergoldungstechniken äußerst prächtig gestalteten Figuren und die Schreinrückwand wurden übernommen und zu einem neuen, etwas verkleinerten Altaraufsatz neu arrangiert. Ergänzt wurde der Altaraufsatz durch eine neue Predella (kastenartiger Sockel), auf deren Front in Rundbogennischen Christus und die zwölf Apostel gemalt sind, und durch zwei mit den Wappen der Stifterfamilie bemalte Seitenflügel. Das heute in einem modernen Schreinkasten (20. Jahrhundert) befindliche spätgotische Relief befand sich als Bekrönung auf dem Mittelschrein. Sowohl die Predella als auch die beiden Seitenflügel sind ebenfalls erhalten und werden in der Kirche aufbewahrt.

Schon 1992 wurden bei Zustandskontrollen durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege akute Schäden an diesen Objekten festgestellt. Seit dem hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Die Schäden an der Holzsubstanz sind vor allem durch früheren Insektenfraß verursacht. Eine besondere Gefährdung stellen aber die Schäden an der Farbfassung dar, die bereits zu zahlreichen Ablösungen und partiellen Verlusten der Farbschicht geführt haben; ohne entsprechende restauratorische Gegenmaßnahmen drohen weitere Verluste. Aus diesem Grund sollten die Bemühungen der Kirchengemeinde um eine Sicherung, d.h. Konservierung/ Restaurierung der betreffenden Kunstobjekte dringend unterstützt werden. Nicht nur die spätgotischen Schnitzarbeiten von Mittelschrein und Relief sind dringend zu sichern, sondern darüber hinaus auch die anderen erhaltenen Altarfragmente (Predella und Seitenflügel), was entsprechende konzeptionelle Überlegungen zur Wiederaufstellung und Präsentation aller Teile erfordert.

Mit der diesjährigen Spendenaktion soll der wertvolle Bestand eines Kunstwerkes aus dem frühen 16. und 17. Jahrhundert gesichert und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dies soll nicht zuletzt durch die Zusammenführung der an verschiedenen Orten innerhalb der Pfarrkirche in Ruhland aufbewahrten Fragmente geschehen, damit diese wieder als ein bedeutendes Kunstwerk der nachreformatorischen Zeit erlebbar werden. Vorher ist allerdings die fachgerechte Konservierung der im momentan noch stark gefährdeten Fragmente notwendig.

Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen!

Spenden können auf das Spendenkonto für die Aktion „Vergessene Kunstwerke“ eingezahlt werden:

Empfänger:       Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.

Konto-Nr.:         3911390

BLZ:                 520 604 10 (Evangelische Bank)

IBAN:               DE94 5206 0410 0003 9113 90

BIC:                 GENODEF1EK1

Stichwort:         Altar Ruhland

 

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