Nachruf für Pfarrer Martin Zinkernagel vom Gemeindekirchenrates der Ev. Kirchengemeinde Weißwasser

Am Samstag, dem 10. April 2021 starb Pfarrer Martin Zinkernagel nach schwerer Covid-19-Erkrankung im Alter von 55 Jahren. Vor wenigen Wochen noch mit Engagement, Plänen und Optimismus unter uns, mussten nun Familie, Gemeinden, Freunde und Bürger der Stadt diese Nachricht vernehmen: fassungslos, sprachlos und mit großer Trauer.

Martin Zinkernagel war seit September 2013 Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde in Weißwasser. Zuvor wirkte er 5 Jahre in Wiesenburg (Fläming). Bevor er mit seiner Familie nach Weißwasser kam, war unsere Pfarrstelle zwei Jahre vakant. Die Freude war groß, einen Pfarrer zu finden, der außer Erfahrungen im Gemeindedienst auch großes Interesse hatte, sich auf Neues einzulassen. Sein erstes großes Vorhaben war ein Gemeindeseminar, um gemeinsam mit allen interessierten Gemeindegliedern Zielpunkte für die weitere Entwicklung der Gemeinde zu definieren. Martin Zinkernagel, der im Ruhrgebiet groß geworden war, fühlte sich mit dem Menschenschlag in unserer Region und unserer Stadt sehr verbunden. Neues auszuprobieren und neue Wege zu gehen, insbesondere um die Gute Nachricht von Jesus Christus auch nach außen zu verkünden, das zog sich wie ein roter Faden nicht nur durch seine Dienstzeit in Weißwasser.

Von 2003 bis 2008 war er Landesjugendpfarrer der Ev. Kirche der schlesischen Oberlausitz. In diesen Jahren war das jährliche Landesjugendcamp eines seiner wichtigen Projekte, in das er sich mit großem Engagement und viel Kreativität einbrachte. Ein rotes Plüschherz, um die Liebe Gottes zu verdeutlichen, viel Phantasie, um eine ganze Nacht für Jugendliche Programm zu machen, Anteil zu nehmen an Themen die junge Leute bewegen, Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen – das sind starke Seiten von Martin Zinkernagel gewesen. Und er hatte ein großes Vertrauen auf Gott. Daraus schöpfte er Kraft und Zuversicht für seine Aufgaben in der Kinder- und Jugendarbeit in den Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche der schlesischen Oberlausitz, später auch im Zusammengehen der beiden Landeskirchen. Dass Jugendliche in einen lebendigen Kontakt mit unserem Gott kommen und Jesus nachfolgen, diesem Anliegen dienten seine Phantasie, seine Pläne, seine Leidenschaft. Dies zeigte sich auch in den letzten 3 Jahren in seinem Engagement für eine missionarische offene Jugendarbeit in Weißwasser.

Pfarrer Martin Zinkernagel lebte Ökumene mit anderen Christen und christlichen Gemein-den. Insbesondere das Zusammenwirken von Gemeinden in Weißwasser und Aktivitäten, um den christlichen Glauben unter den Menschen bekannter zu machen, waren ihm wichtig. Die Planung und Durchführung von Pro-Christ-Wochen mit evangelischen und freikirchlichen Gemeinden in der Region und der Allianz-Gebetswoche hat er engagiert mitgetragen und mitgestaltet. Nicht zuletzt deshalb beteten Christen in den unterschiedlichen Gemeinden für ihn während seiner Krankheit. Pfarrer Martin Zinkernagel kannte „seine“ Stadt Weißwasser/O.L. Er war an vielen öffentlichen Orten zu finden. Die Mitwirkung am jährlichen öffentlichen Gedenken für die Opfer des Holocaust war ihm ein wichtiges Anliegen. In einem Grußwort im Stadtrat warb er für einen fairen Umgang, als Konflikte sich dort personalisierten.

In der Zeit der Corona-Pandemie hat er die Chance ergriffen, wöchentlich über Radio WSW eine Andacht zu halten. Zu Weihnachten 2020 hätte er am liebsten einen Open-Air Gottesdienst auf dem Marktplatz gefeiert oder einen Gottesdienst in der Eissporthalle. Seine Spontanität und seine Vorliebe zum Improvisieren führten mitunter auch zu Reibungspunkten. Manchmal war er mit seinen Gedanken schon ganz woanders als sein Gegenüber. Er gab gern eine Richtung vor, konnte aber auch andere Sichten akzeptieren.

Dass Christen mit einem unterschiedlichen Verständnis von Frömmigkeit in der Gemeinde beieinander blieben, hat er sehr geschätzt. Dass diakonisches Handeln, gesellschafts-politisches Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und missionarische Aktivitäten gleichermaßen Äußerungen christlichen Glaubens sind, war auch für ihn unbestritten.

Seine Frau Sabine hat ihn in all den Jahren trotz zunehmender eigener körperlicher Beeinträchtigungen in der Arbeit in der Gemeinde tatkräftig unterstützt und auch eigene Akzente gesetzt. Die gemeinsame Teilnahme an jährlichen Einkehrwochen war für beide stets eine wichtige Station zum Innehalten und Kräftesammeln. Das gemeinsame Dasein für ihre beiden Kinder und ihr Einsatz, damit sie ihren Weg und einen Platz zum Leben finden, haben Martin Zinkernagel und seine Frau über viele Jahr hinweg besonders gefordert und verdienen allergrößte Anerkennung.
Über ihrer Traueranzeige für Martin Zinkernagel steht:
„Solange ich lebe, lebe ich mit und für Jesus. Wenn ich sterbe, bin ich ihm in Ewigkeit nahe. Egal, ob ich lebe oder sterbe: Ich gehöre auf Ewigkeit zu Jesus, meinem Herrn.“
(nach Paulus im Brief an die ersten Christen in Rom, Kap. 14)

Wir sind dankbar für seinen Dienst als Pfarrer, als Mensch und als Freund in unserer Kirchengemeinde und unserer Stadt.

Der Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Weißwasser

Dr. Th. Koppehl, Superintendent des Kirchenkreises SOL

Die Aufzeichnung des Gedenkgottesdienst zu Abschied von Pfr. Zinkelnagel vom 18. April finden Sie hier auf Youtube.